Solo nach Helgoland
Es ist 03:30 Uhr Karfreitag morgens, als es mich wie in Trance durch den Hamburger Elbtunnel fahren ließ. Der Diesel schnurrte und die Müdigkeit wich einer tranceähnlichen Euphorie auf das, was kommen sollte.
Es sind diese Momente, in denen sich die Barriere zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein fließende Übergänge schafft. Kleine aufsteigende Bubbles mit längst schon archiviert geglaubten Gedankenfetzen finden Ihren Weg an die Oberfläche.
Wie bei der Caisson-Krankheit üblich, schaffen sie sich in der Wahrnehmung Raum, dehnen sich aus, gewinnen an Größe und machen sich Platz.
Alles wird nichts, Helgoland als gedanklicher Schriftzug immer größer. Wie konnte es denn sein, dass dieses Ziel schon so lange in Vergessenheit geraten war. Bedenken, Vorbehalte und die alltäglichen Routinen taten ihr übliches, Kreativität und Tatendrang zu bremsen.
Dieser Gedanke aber war so präsent und physisch spürbar, dass ich am Ende des Elbtunnels mein neues Ziel mit jeder Faser meines Körpers übernommen hatte.
Um 04:30 Uhr spürten die Reifen meines VW T5 einen sandigen Untergrund unter ihrem Profil. Vor lauter Flow konnte ich nur schwerlich bremsen und näherte mich direkt dem Strand von St. Peter-Ording mit seinen Pfahlhäusern.
Langsam setzte sich im Licht des Mondscheins der Gedanke durch, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, und man im restriktiven „Hierzulande“ niemals bis an den Spülsaum fahren darf. Ein letztes Mal an diesem Morgen sollte die Ratio noch einmal die Kontrolle erobern und so wendete ich wieder Richtung Legalität, nur um augenblicklich in ein kurzes komatöses Powernapping zu fallen.