Flaschenpost

Flaschenpost kleinWann hat man das letzte mal mit der Hand einen Brief geschrieben, oder gar selbst eine Flaschenpost auf die Reise geschickt?

Im Zeitalter der digitalen Medien, wo jeder es gewohnt ist über Smartphones und dem Internet global vernetzt zu sein und mit nahezu jedem auf der Welt in Echtzeit zu kommunizieren, erscheint einem die Flaschenpost wie ein Relikt aus einer anderen, fast vergessenen Zeit.

Analog und handgemacht, geheimnisvoll und abenteuerlich, unberechenbar und zufällig, zeitlos, ein verkorktes Mysterium.

Doch noch heute, in einer so schnelllebigen Zeit, in der sich manch einer nach Entschleunigung sehnt, oder gerade deswegen, ist die Faszination dieses Mediums ungebrochen. Es transportiert nicht nur Romantik, Träume, Hoffnungen und Wünsche, sondern auch den Duft der großen weiten Welt in sich.

Auch der Journalist und Fotograf Oliver Lück aus dem Land zwischen den Meeren (Schleswig-Holstein) erlag dieser Faszination, als er in Lettland einer Frau begegnet, die Treibgut sammelt, darunter auch 40 unbeantwortete Flaschenpostbriefe. Lück beschließt die Briefe zu beantworten und macht sich auf die Suche nach den Absendern. Seine Recherchen nehmen dabei unvorhersehbar große Ausmaße an. Hilfe dabei bekommt er u.a. von einem Strömungsforscher, der für das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) auf See verlorengegangene Container wiederfindet. Anhand von Computermodellen kann berechnet werden, welchen Weg die Container auf See zurückgelegt haben, somit auch der an Land gespülten Flaschenposten. Mit dieser Methodik konnten die Ursprungsorte der jeweiligen Flaschenposten sehr genau lokalisiert werden

Flaschenpost Strand kleinDas BSH ist übrigens sehr gut vertraut mit der „Flaschenpost-Forschung“, denn die Vorgänger des heutigen BSH, die „Deutsche Seewarte“ in Hamburg, nutzten das einfache Prinzip ab Mitte des 19. Jahrhunderts zur Erforschung der Meeresströmungen. Die Flaschenpost-Sammlung des BSH zählt mit etwa 660 zurückgesendeten Briefen zu der größten der Welt. Das älteste noch erhaltene Dokument in der Sammlung wurde von dem Forscher und erstem Direktor der Deutschen Seewarte, Georg Ritter Balthasar von Neumayer, persönlich am 14. Juli 1864 bei Cap Horn von einem Schiff in einer verschlossenen Rumflasche über Bord geworfen und hatte bis zu ihrem Fund an der australischen Küste 8532 Seemeilen zurückgelegt.

Jetzt, wo dem Journalisten die Herkunftsorte der Nachrichten aus dem Meer bekannt waren, machte er sich mit seiner Hündin „Locke“und dem Bulli auf den Weg, um die Absender zu suchen.

Es war der Beginn zu einer zwei jährigen Reise durch die Länder der Ostsee, zu abgeschiedenen Orten und entlegenen Inseln. Lück und Locke treffen auf viele interessante Menschen, darunter Fischer, Leuchtturmwärter, Schriftsteller, Sammler und einem Flaschenpostredakteur, dessen Zeitung man nicht kaufen, sondern nur finden kann. Es tauchen immer mehr alte Buddeln auf und somit auch immer neue Geschichten. Oliver gelingt es noch etwa 100 Absender zu treffen, dabei lernt er nicht nur die Menschen kennen, sondern auch ihre ganz persönlichen Geschichten.

Die spannendsten davon hat er in seinem neuem Buch „Flaschenpostgeschichten“ zusammengetragen. Das Buch schildert eindrucksvoll, „wie die Ostsee auf ungewöhnliche Weise Menschen verbindet. Denn, so sagt der Autor selbst: Ostsee ist Postsee!“

Wer nicht selber lesen möchte, der hat bei einen der vielen Lesungen die Möglichkeit, sich aus dem Buch von Lück und Locke einige spannende Geschichten vorlesen zu lassen und dabei die Gelegenheit, den abenteuerlustigen Autor persönlich kennen zu lernen.

Mit etwas Glück bringt Oliver auch wieder seinen Flaschenpost-Automaten mit und man bekommt vor Ort alles, was man zum Verschicken seiner eigenen Flaschenpost braucht.

 

Buch Cover kleinDas Buch „Flaschenpostgeschichten – Von Menschen, ihren Briefen und der Ostsee“ ist bereits im März erschienen und im Buchhandel des Vertrauens oder direkt bei einer der vielen Lesungen von „Lück und Locke“ erhältlich. Die Termine und Orte stehen auf der Seite von Oliver Lück

Ab die Post! | Lück und Locke

Flaschenpostgeschichten. Von Menschen, ihren Briefen und der Ostsee“ (Oliver Lück, Rowohlt Verlag, 256 Seiten, 32 Bildseiten, 9,99 Euro, ISBN 978-3499630859)