Wintertour ins Wattenmeer (März 2015)

Eine winterliche Tour ins Wattenmeer, kann bzw. will ich das noch?

Temperaturen um 5°C, drei Tage mit Sonne und maximal 4 Bft. aus NW.

Paddler vor Sonne

Die Sonne wärmt nur wenig. Aber Körper, Kopf und Hände sind ja warm und trocken eingepackt.  Ein Stück Isomatte auf dem Cockpitboden schützt vor der lausigen Kälte des Wassers. Beim Start immer wieder die Freude, das Boot im Wasser zu spüren und es mit sicheren Paddelschlägen in die richtige Richtung zu bringen. Wenig Wind. Trotz viermonatiger Abstinenz (ja, ich werde alt, hatte keine Lust, mich den winterlichen Ungemütlichkeiten auszusetzen) geht dann das fast pausenlose mehrstündige Paddeln im ruhigen Tempo ganz gut.  Endlich mal wieder frei auf dem weiten Wasser! Frei auch von dem  meist stillschweigenden Gerangel bei (nicht nur) den SaU-Gruppenfahrten um die vorderen Plätze und frei von dem leicht spöttischen Blick für den, der hinten bleibt. Als bekennende Langsampaddler vermeiden wir es, ins Schwitzen zu kommen. Wissen, dass wir das angestrebte Ziel rechtzeitig erreichen.

 

Spülsaum

An der Grenze zwischen Wasser und Land wird es für eine kurze Zeit ein wenig spritzig. Dann ist der fest Boden erreicht

 

Boot auf Bootswagen„Oh, da ist ja so viel Land im Wasser“, hat mein Söhnchen festgestellt, als er zum ersten Mal bewusst die Ebbe an der Nordseeküste erlebte. Mit unseren guten Bootswagen – ich genieße das immer wieder – sind wir an Land genauso beweglich wie auf dem Wasser (jedenfalls bei festem Boden wie hier).

 

im ZeltErst im Windschutz des Zeltes merken wir, wie groß der „Chill-Faktor“ selbst bei wenig Wind ist. Bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt ist es  aber nur im Schlafsack richtig gemütlich. Nachts muss ich einmal raus (so gut wie unbekleidet). Zittere jedoch sofort so stark, dass es kaum richtig ablaufen kann.

 

Sand im WindDer Wind hat aufgefrischt. Wir rollern mit den gepackten Booten parallel zur Brandung zu einer günstigen Einsatzstelle. Zum Glück fühlt sich auch Christian etwas schlapp. Wir verzichten auf die für diesen Tag geplante Extratour. Freuen uns über die Windformen im trockenen Sand …

 

Schaumgebilde… und über die in den Regenbogenfarben glitzernden Schaumgebilde am Wassersaum.

 

Paddler mit KaffeetasseEine angespülte Tonne ist zwar eine schöne Rückenlehne, gibt aber wenig Windschutz.  Viel Kaffeepulver verweht irgendwo neben dem Becher. Feinste Sandkörner dagegen finden schnell hinein.  Zucker und das heiße Wasser aus der Thermoskanne sind zum Glück schwerer. Schnell noch ein Selfie – man ist ja ein moderner Mensch! – und dann ist die Mittagspause zu ende. Ich muss ja noch was zum Mitnehmen finden.

 

Paddler vor FischkutterBeim Anziehen des Trockenanzuges am nächsten Tag reißt die Halsmanschette ein. Mein Klebeband – stellt Christian fest – will nicht recht halten. Ist es auch zu alt? (Später, in der Wärme zu Hause, ist der Klebestreifen kaum mehr von der Halsmanschette zu lösen.) Der Wind schläft bei der Rückfahrt ein.

 

Eichenbohle (Strandgut)Zu welchem Schiff mag das Stück Eichenbohle von der Sandbank wohl gehört haben? Jetzt ziert das verwitterte Stück – neben Vielem anderen – die Terrasse. Vielleicht kommen zwei Augenbälle in die Löcher.

 

Drei Tage später: Ich habe einen Ersatztrockenanzug bekommen. Die Tide ist für eine Tagestour auf der Unterelbe günstig. Ich müsste endlich mal wieder zum Hansi (Hanskalbsand, Elbinsel bei Hamburg). Wegen des Sturmes war ich – wie alle anderen, bis auf einen – im letzten Jahr nicht zum traditionellen Wintersonnenwendetreffen gekommen.

Draußen ist es grau und äußerst ungemütlich. Ich setze mich an den PC und schreibe diesen Text.